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Mittwoch, 4. Januar 2012

Mein Kinojahr 2011

Das Kinojahr 2012 steht in den Startlöchern und es verspicht gross zu werden. Den Anfang macht Drive, Nicolas Winding Refn‘s vielgelobter Thriller mit Ryan Gosling in der Hauptrolle. Doch das dürfte nur der Startschuss in eine fantastische Kinosaison werden. Es erwarten uns Independent-Perlen wie Steve McQueen's Shame mit Michael Fassbender, der in schwarz-weiss gedrehte Oscar-Anwärter The Artist und absolute Mega-Blockbuster wie Nolan's Konklusion seiner dunklen Batman-Trilogie The Dark Knight Rises, Ridley Scott's Rückkehr ins Sci-Fi Genre Prometheus und last but not least The Hobbit – An Unexpected Journey. Doch bevor wir uns an 2012 erfreuen, lasst uns kurz auf 2011 zurückblicken. Es war ein schwieriges Kinojahr. Zumindest habe ich es so empfunden. Masslose Enttäuschungen gab es zu Hauf. Immortals, Tron Legacy, Sucker Punch oder Green Lantern sind nur einige der Beispiele dafür. Transformers 3 als Enttäuschung zu bezeichnen wäre nicht ganz richtig, da das Wort Enttäuschung impliziert, dass man gewisse Erwartungen in einen Film gesetzt hat. Verwirrt war ich von Malick's The Tree of Life, dessen Sinn und Zweck (obwohl ich ihn nicht als schlechten Film bezeichnen würde) sich mir leider nicht erschlossen hat. Dies bedeutet aber nicht, dass es keine guten Filme zu sehen gab. Vielleicht musste man aber ein bisschen besser nach ihnen suchen als in den Jahren zuvor. Im Folgenden also meine Top Ten 2011 und ein paar der Filme, die den Sprung nur knapp verpasst haben, aber trotzdem durchaus einen zweiten Blick wert sind. Wie immer ist solch eine Liste natürlich eine höchst subjektive und heikle Sache, weshalb ich bei allzu grossen Differenzen mit der Meinung des jeweiligen Lesers um Nachsicht hoffe. Bei einigen der erwähnten Filme mag der amerikanische Kinostart bereits 2010 gewesen sein, ich orientiere mich aber jeweils am für uns relevanten europäischen Release.


Da es auch dieses Jahr, trotz den vielen Enttäuschungen, mehr als 10 erwähnenswerte Filme gab, beginnen wir zunächst mit einigen Filmen, die es nicht ganz in die Top 10 geschafft haben, aber trotzdem einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen haben. Da wäre zum Beispiel Unknown Identity, ein mitreissender Thriller in bester Bourne-Manier. Ruhiger geht es da in The King’s Speech zu. Ob die Oscars für den besten Film und den besten Regisseur aufgrund der anderen Nominierten wirklich verdient waren, ist sicher fraglich. Trotzdem wird mit fantastischen Darstellern eine rundum gelungene, bewegende Geschichte über Freundschaft und Mut erzählt, die es wert ist, gesehen zu werden. Ähnliches lässt sich über Steven Spielberg’s Tim und Struppi sagen. Der Film ist zwar nicht das erhoffte Meisterwerk, aber kurzweilige und teilweise richtig gut gemachte Unterhaltung. Ebenso wie Real Steel. Dies ist mein völliger Ernst und ich bin bereit, alle Denunzierungen, die dieser Aussage folgen werden, zu ertragen. Kurzweilige Familien-Unterhaltung mit viel Herz, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Transformers-Schund gemein hat. Ernster geht es in The Fighter zur Sache, der allein schon wegen Christian Bale sein Geld wert ist. Mit einem ähnlich starken Schauspieler kann Alejandro González Iñárritu’s Biutiful aufwarten. Javier Bardem überzeugt einmal mehr in einem Film, den man nicht mal so kurz nebenher schaut und der lange nach wirkt. Abschließen möchte ich diese kurze Aufzählung mit Lars von Trier’s Melancholia. Teile des Films gehören für mich zum Besten, was das Kinojahr hervorgebracht hat. Die Ouvertüre beispielsweise ist meisterhaft inszeniert und visuell überwältigend. Insgesamt war der Film für mich aber zu schwerfällig, um einen Platz in den Top Ten zu rechtfertigen. Trotzdem würde ich jedem Filmfan empfehlen, ihn mindestens einmal gesehen zu haben.

Nach diesen Appetithäppchen ist es nun Zeit für meine 10 Top Filme des Jahres 2011.

10. Der Biber
Ungeachtet dessen, was man mittlerweile von Mel Gibson halten mag, trifft dieser kleine aber feine Film mitten ins Schwarze. Nicht nur die Geschichte des von Mel Gibson verkörperten depressiven Familienvaters berührt, sondern auch die Darstellung seines Sohnes (Anton Yelchin) und dessen Beziehungen zu seinem Vater und seiner Highschool-Liebe (Jennifer Lawrence) sind rundum gelungen.

9. Rise of the Planet of the Apes
Motion Capture wird wohl auf ewig mit dem Namen Andy Serkis verbunden sein. Wie er dem Affen Cäsar Leben einhaucht und den Zuschauer damit berührt, verdient grossen Respekt. Ich hatte wenig von dem Film erwartet und habe dafür umso mehr bekommen. Hier würde ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen.


8. X-Men: First Class
Als ich zum ersten Mal hörte, dass Matthew Vaughn den Regieposten übernehmen würde, war ich schon sehr gespannt, da seine bisherige Filmografie (Layer Cake, Stardust und Kick-Ass) bereits einiges Potential andeutete. Zusätzlich übernahm mit Michael Fassbender ein Schauspieler, der immer mehr zu einem meiner liebsten Darsteller mutiert, die Rolle des jungen Magneto. Gut eingefügt in die Zeit des kalten Krieges ergibt dies eine spannende und in sich stimmige Vorgeschichte des weltbekannten X-Men Universums, welche ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.


7. Midnight in Paris
Eine sensationelle Darstellerriege, eine gewaltige Portion von Woody Allen's hauseigenem Humor und mehr als nur ein Schuss Melancholie machen aus diesem Film eine der unterhaltsamsten und einzigartigsten Zeitreisen der Kinogeschichte. Neben Vicky Cristina Barcelona mein liebster Woody Allen.


6. Blue Valentine
Ein Film mit einem fantastischen Hauptdarstellerduo, von dem wir in der nahen Zukunft noch einiges hören werden. Ryan Gosling hat mit The Ides of March und Drive aktuell zwei heisse Eisen im Feuer und Michelle Williams wird für My Week with Marylin bereits jetzt mit viel Kritikerlob bedacht. Der Film hat mich viele Tage beschäftigt und das ist weit mehr als man erwarten kann. Ein unkonventioneller, trauriger und deprimierender Film über eine zerbrechende Beziehung, den man nicht sofort wieder sehen möchte. Nichtsdestotrotz bleibt Blue Valentine ein wahnsinnig guter Film. Für mich einer der besten Filme des Jahres.


5. Thor
Dass der Regisseur Kenneth Branagh vor allem durch seine Shakespeare Verfilmungen bekannt wurde, merkt man dem Film (im positiven Sinne) an allen Ecken und Enden an. Zusätzlich fand man mit Chris Hemsworth wohl die Idealbesetzung für den mächtigen Donnergott aus Asgard. Mein einziger Kritikpunkt liegt in der zu kurzen Laufzeit und das, obwohl der Film wohlgemerkt nahezu 2 Stunden Länge aufweist. Hier hätte der Verwandlung vom arroganten zum selbstlosen Krieger eine halbe Stunde mehr gut getan. Nichtsdestotrotz bleiben die "Charaktersprünge" des titelgebenden Helden jederzeit nachvollziehbar und zusammen mit einem nahezu perfekten Soundtrack, passend eingestreuten Lachern und einem fiesen Bösewicht (grandios: Tom Hiddleston) ergibt sich die für mich erfreulichste Überraschung des Jahres. Fairerweise muss ich anmerken, dass sicher nicht alle Kritiker und Filmfans mit mir einer Meinung sind und es auch einige schlechte Kritiken gab. Nichtsdestotrotz: Für mich hat der Film nahezu perfekt funktioniert.


4. Black Swan
Neben The Wrestler aus meiner Sicht der beste Aronofsky. Eine ausführlichere CinemaRoRoO-Kritik und die darauf folgende angeregte Diskussion findet ihr in einem der früheren Beiträge.


3. 127 Hours
Dass Danny Boyle durchaus etwas von seinem Handwerk versteht, wissen wir nicht erst seit seinem Regie-Oscar für Slumdog Millionaire. Auf einem derart hohen Niveau wie bei 127 Hours hat er sich aber selten zuvor präsentiert. Mit einer meisterhaften Bildsprache und einer musikalischen Untermalung, die teilweise an Folter grenzt (dies ist als Kompliment zu verstehen), ist ihm hier aus meiner Sicht ein kleines Meisterwerk gelungen.


2. Super 8
Ich wage zu behaupten, dass dieser Film nicht in vielen Top Ten Listen einen der oberen Plätze einnehmen wird. Vielleicht muss man die Goonies, Stand by me und E.T. wirklich als Kind gesehen und geliebt haben, um J.J. Abrams' Super 8 so sehr zu lieben wie ich es tue. Ihn "nur" als Hommage an diese alten Klassiker zu bezeichnen, würde aus meiner Sicht dem Film aber nicht gerecht. Sicherlich hat er ein Ende, auf das man sich einlassen können muss, aber hey, dafür ist das Sci-Fi Genre ja wohl da, oder nicht? Wem dies gelingt, wird hier eine wahre Perle entdecken. Der Film hat so viele Facetten, die in einer ausführlicheren Kritik erwähnenswert wären und er funktioniert auf so vielen verschiedenen Ebenen. Ein Film, wie für die grosse Leinwand gemacht. Ich war begeistert.


1. Carnage
Was kommt dabei heraus, wenn man vier fantastische Schauspieler (von denen ich meinen Liebling in diesem Film wirklich nicht bestimmen könnte) und einen nicht weniger begabten Regisseur zusammen mit einem grandiosen Drehbuch für ein paar Wochen in einer Wohnung einsperrt? Eine Sensation wie Carnage, wobei der Film unbedingt in der Originalversion gesehen werden sollte. Für mich der beste Film des Jahres.