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Donnerstag, 7. Januar 2016

Indiana's Top Ten des Kinojahres 2015




"Honorable mentions", welche meine Top Ten knapp verpasst haben: John Wick, Bridge of Spies, Chef - Kiss the Cook, The Drop, Wild Tales, Cinderella, The Man from U.N.C.L.E., Inherent Vice!

10. Kingsmen – The Secret Service
Nach dem ersten Trailer hatte ich "Kingsmen" eigentlich schon als billige 0815-Action abgestempelt. Glücklicherweise habe ich mich trotzdem ins Kino getraut und wurde mit einem der unterhaltsamsten Filme des Jahres belohnt. Vielmehr möchte ich zu diesem Schmuckstück gar nicht sagen, da es glaube ich am besten ist, wenn man den Film mit möglichst wenig Vorwissen und tiefen Ansprüchen geniesst. Wer "Kick-Ass" mochte, kann hier aus meiner Sicht bedenkenlos zugreifen, da die humorvolle, actionlastige und teilweise auch brutale Inszenierung durchaus vergleichbar ist. Und ein Film, der Ernest Hemingway zitiert, kann ja wirklich nicht so schlecht sein: "There is nothing noble in being superior to your fellow man; true nobility is being superior to your former self."

 
9. Mad Max – Fury Road
Ich glaube nichts, was man über “Fury Road” schreibt, könnte Skeptiker davon überzeugen, sich den Film anzusehen… Im Grunde sieht man dabei zu, wie ein riesiger Lastwagen eine Stunde lang in eine Richtung fährt, um dann wieder umzukehren und den gleichen Weg zurück zu fahren… Warum ist "Fury Road" trotzdem einer der besten Filme des Jahres? Es gibt viele Gründe: Tom Hardy als titelgebender Held; Chalize Theron als Imperator Furiosa; die Besinnung auf das Wesentliche; die überragenden, meist handgemachten Effekte und Stunts; der Soundtrack; die atemlose und spektakuläre Inszenierung; unglaublich kreative Ideen wie z.B. sämtliche Fahrzeuge oder den vor einen Truck gespannten Gitarristen, der die Kolonne des Tyrannen Immortan Joe mit einem rockigen Sound begleitet. Es ist wirklich grosses Kino, mit welcher Konsequenz und welchem Erfolg Regisseur George Miller seine eigene bereits etwas angestaubte Film-Franchise wiederbelebt. Tom Hardy gelingt es als wortkarger Held dabei spielend, in die grossen Fussabdrücke von Mel Gibson zu treten. Kritiker bemängelten teilweise, dass Max in Fury Road oft eine zu passive Rolle einnimmt und eigentlich Charlize Theron als Imperator Furiosa zu grossen Teilen als Hauptcharakter auftritt. Das ist zwar teilweise richtig, stört aber in keinster Weise. Im Gegenteil tut dem Film und der ganzen Franchise eine starke Frauenrolle überaus gut. Auf diesem Niveau dürfen gerne weitere Mad Max Filme folgen!


8. Ex Machina
Nathan - gespielt von Oscar Isaac – glaubt in Ava – gespielt von Alicia Vikander – die perfekte künstliche Intelligenz geschaffen zu haben. Um dies zu überprüfen lädt er den Programmierer Caleb – gespielt von Domhnall Gleeson – in seine abgelegene Residenz ein, um Ava dem sogenannten Turing-Test zu unterziehen. Zwischen den Dreien entwickelt sich ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus Spiel, dessen Ausgang bis zum Schluss völlig offen erscheint und in seiner Konsequenz überrascht. In dem Film von Alex Garland brillieren drei der aufstrebendsten Talente Hollywoods, nicht umsonst konnten Oscar Isaac und Domnhall Gleeson im neuesten "Star Wars" eine Rolle ergattern. Und um Alicia Vikander, davon bin ich felsenfest überzeugt, wird in den nächsten Jahren niemand herum kommen. Kürzlich brillierte sie im höchst amüsanten Agentenfilm „Codename U.N.C.L.E.“ und wurde ausserdem für ihre Rolle in „The Danish Girl“ als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ für einen Golden Globe nominiert und auch eine Oscarnominierung scheint nicht weit entfernt.


7. Birdman
Klar, wenn ein Film in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Kamera den Oscar gewinnt, dann kann er qualitativ nicht ganz schlecht sein. Vielmehr muss man zu "Birdman" also eigentlich nicht mehr schreiben, um Platz 7 in der Jahresbestenliste zu rechtfertigen. Hervorzuheben sind sicher auch die schauspielerischen Leistungen von Michael Keaton und vor allem Edward Norton, auch wenn es für beide „nur“ zu einer Oscarnominierung gereicht hat. Ein weiteres Highlight ist die Tatsache, dass der Film so wirkt, als wäre er komplett ohne Schnitt gedreht. Tatsächlich hat Iñárritu ein paar wenige Schnitte gesetzt, diese aber wirklich fantastisch versteckt. "Birdman" ist nicht immer ganz einfach, aber absolut empfehlenswert!


6. The Book of Life
Ein überaus sympathischer und knallbunter Animationsfilm vom bisher völlig unbekannten Animationsstudio Reel FX Creative Studios. Da der Film unter anderem von Guillermo del Toro produziert wurde, dürfte es nicht überraschen, dass „The Book of Life“ im Grunde eine Hommage an den mexikanischen Tag der Toten ist. Der Kampf zweier Jugendfreunde Manolo und Joaquin um das Herz von Maria steht dabei stellvertretend für den Kampf zwischen Gut und Böse oder Himmel und Hölle, im Film toll dargestellt durch die beiden Figuren „La Muerte“, Herrin des Reiches der Erinnerten, und „Xibalbá“, Herr des Reiches der Vergessenen. Beide wetten zu Beginn des Filmes miteinander darum, welcher der beiden Freunde Maria einmal heiraten wird. Der Humor, die Sentimentalität und die Abwechslung zwischen ruhigen Sequenzen, Slapstick, Liedern und actiongeladenen Szenen machen „The Book of Life“ dabei zu einem absoluten Highlight für Gross und Klein! 


5. Star Wars – The Force Awakens
Klar, jeder Star Wars Fan wird sich bereits seine Meinung über „The Force Awakens“ gebildet haben… Und es wird wieder viele „Hater“ geben, die genügend Gründe finden dürften, um sich zu empören. Diesen Leuten ist dann aber wirklich nicht mehr zu helfen und ich unterstelle jetzt einfach mal jedem, der „The Force Awakens“ als schlechten Film bezeichnet, dass er jede beliebige andere Version auch schlecht gefunden hätte. Natürlich ist „The Force Awakens“ kein perfekter Film, es gibt ein paar kleine Probleme. Aber diese Probleme kann man bei der alten Trilogie teilweise ebenso finden, wenn man diese genauso kritisch beäugt. Insgesamt gelingt „The Force Awakens“ aber vieles, worauf die Star Wars Fans hoffen konnten. Er distanziert sich von den unsäglichen Episoden 1 bis 3, ermöglicht ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren (allen voran Chewie und Han), etabliert gekonnt und kurzweilig eine neue Riege junger Helden, bietet mit Kylo Ren einen vielschichtigen Bösewicht (dessen Entwicklung in den nächsten Filmen sehr interessant zu beobachten sein wird) und entführt den Fan für zwei Stunden in eine weit, weit entfernte Galaxis. Wie bereits erwähnt vielleicht kein perfekter Film, aber perfekt gemachte Unterhaltung!


4. Youth
Ein alternder Komponist (Michael Caine), der eigentlich bereits mit seinem Beruf abgeschlossen hat, und ein verbrauchter Regisseur (Harvey Keitel), dessen letzter Film zu seinem "Vermächtnis" werden soll, sind die Hauptcharaktere in diesem wundervoll skurrilen Film von "La Grande Bellezza" Regisseur Paolo Sorrentino, der in einem Luxushotel in den Schweizer Alpen spielt. Die gegensätzlichen Lebenseinstellungen der beiden alten Freunde, wunderbare Nebencharaktere, subtile Situationskomik und nicht zuletzt das wunderbare, traurige und zugleich zufriedenstellende Ende machen aus diesem Film etwas besonderes. Sehr ruhig und langsam erzählt. So ist "Youth" ein willkommener Kontrast zur üblichen Hollywood-Massenware. 


3. St. Vincent
Bill Murray spielt Bill Murray. Er scheint die Rolle des schlecht gelaunten alten Typen (hier mit grossem Herzen, auch wenn er es zu verstecken versucht) irgendwie gepachtet zu haben. Warum kann ich mich trotzdem nicht daran satt sehen? Mit grosser Wahrscheinlichkeit liegt es an… Bill Murray. Natürlich kann ein Film nur wegen eines bestimmten Schauspielers nicht der drittbeste Film des Jahres sein… Kombiniert man Bill Murray aber mit einem tollen Ensemble und einem klasse Drehbuch, so wie eben in „St. Vincent“, dann kann das schon einmal passieren! Wahrscheinlich wird dieser Film nicht in vielen Jahres-Best-Of-Listen auftauchen, aber mich hat er einfach sofort gepackt und berührt und mich auch nach dem zweiten Sehen nicht losgelassen!


2. Whiplash
Regisseur Damien Chazelle hatte seine liebe Mühe, Geldgeber für sein Drehbuch zu „Whiplash“ zu finden. Also ging er einen Umweg und produzierte eine Kurzversion des Films (ebenfalls mit J.K. Simmons in der Rolle des tyrannischen Musiklehrers), welche am Sundance Film Festival 2013 mit Begeisterung aufgenommen wurde. Durch die Publicity konnte er Produzenten auf sich aufmerksam machen und die Langversion des Filmes erneut mit J.K. Simmons und diesmal mit Miles Teller in der Hauptrolle des aufopferungsvollen Schülers realisieren. Beim Sundance Film Festival 2014 wurde die Langversion von Publikum und Kritikern überschwänglich gefeiert und mit dem Grossen Preis der Jury und dem Publikumspreis bedacht. Auf dieser Euphoriewelle surfte der Film weiter bis zu 5 Oscar-Nominierungen (u.a. Bester Film) und 3 Oscar-Auszeichnungen (u.a. J.K. Simmons als Bester Nebendarsteller). All die Preise und Lobhudeleien hat der Film aus meiner Sicht zu 100% verdient, denn auch für mich gehört er zu den absoluten Topfilmen des Jahres 2015, vor allem aufgrund der herausragenden Leistungen von Teller und Simmons!


1. Inside Out
Für mich persönlich ist "Inside Out" nicht nur der beste Film des Jahres 2015, sondern auch der beste Film, den Pixar bis jetzt produziert hat. Ich hatte gegen Ende des Filmes vollkommen vergessen, dass ich einen Animationsfilm schaue, bei dem die Hauptfiguren die Gefühle im Kopf eines jungen Mädchens sind: Wut, Angst, Freude, Ekel und Kummer. Ich habe mit dem jungen Mädchen und seinen verschiedenen Gefühlen gelacht, gehofft, geweint und gelitten. Gleichzeitig schenkt uns Regisseur Pete Docter viele Momente, die uns zum Nachdenken anregen. Mag sein, dass der Film für Kinder nicht ganz einfach ist. Für Erwachsene, oder zumindest für mich, ist er perfekt.