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Freitag, 4. Juli 2014

THE SPECTACULAR NOW


Erste grössere Aufmerksamkeit erhielt die Literaturverfilmung The Spectacular Now von Regisseur James Ponsoldt bei dem von Robert Redford ins Leben gerufenen Sundance Film Festival im Jahr 2013. Als Favorit vieler Festivalbesucher erhielten die beiden Hauptdarsteller Miles Teller und die aus The Descendants bekannte Shailene Woodley den „Dramatic Special Jury Prize for Acting“ für ihre Darstellung der beiden Schüler Sutter Keely und Aimee Finecky in ihrem Senior Year an der High School.
Sutter ist in seinen jungen Jahren praktisch Alkoholiker, für jede Party zu haben und lebt einzig für das Hier und Jetzt, für das „Spectacular Now“. Nachdem er von seiner Freundin verlassen wurde und Trost in einer alkoholgetränkten Partynacht gesucht hat, wird er früh morgens in einem fremden Vorgarten von seiner unscheinbaren Mitschülerin Aimee Finecky geweckt. Obwohl Sutter sie bis dahin nie wirklich wahrgenommen hat, kommen sich die beiden näher und wir verfolgen, wie sie sich nach und nach immer mehr aufeinander einlassen. Aimee ist dabei in vielen Bereichen das genaue Gegenstück zu Sutter. Während Sutter beispielsweise spürbare Angst vor der Zukunft und vor Veränderungen hat, weiss Aimee die Bedeutung von Zielen und Träumen im Leben zu schätzen und steht ihrer eigenen Zukunft grundsätzlich optimistisch gegenüber.  
Aimee: “I think it’s good to have dreams. Don’t you?”
Nichtsdestotrotz verbindet sie aber die schwierige Beziehung zu ihren Eltern miteinander. Mit zunehmender Dauer des Films merken wir immer mehr, dass Sutter’s coole Fassade ein verletztes und unsicheres Inneres überdeckt. Es ist wirklich beeindruckend, wie Miles Teller hierbei all die verschiedenen Facetten dieses komplizierten jungen Mannes darstellt. Zu Beginn des Filmes ist er der coole Junge, immer für einen lockeren Spruch zu haben, aber immer irgendwie auch an der Grenze zum Grossmaul und Unsympathen. Sein wahres Talent darf er dann vor allem im letzten Drittel des Films zeigen, wenn seine Fassade aufgrund seiner Beziehung zu Aimee und zu seinen Eltern langsam zu bröckeln beginnt. Irgendwie spürt man, dass Aimee der Rettungsanker sein könnte, den Sutter so dringend benötigt, um nicht als erfolgloser und unglücklicher Alkoholiker zu enden.


 
Die grösste Stärke des Films liegt für mich darin, dass es sich nicht anfühlt, als würde man gerade einen Film und eine fiktive Geschichte sehen. Die Figuren und die Handlung wirken schlicht, authentisch, einfach echt. Als ob genau dieses Paar irgendwann einmal irgendwo genau diese Geschichte erlebt hat. The Spectacular Now ist von der Art der Geschichte, aber auch von der Qualität der Umsetzung, für mich durchaus mit dem von mir verehrten Good Will Hunting zu vergleichen, einem absoluten Film-Klassiker. Wir alle wissen (hoffentlich), dass Good Will Hunting für den von Matt Damon gespielten Hauptcharakter Will überaus hoffnungsvoll mit den Worten “I have to go see about a girl” endet. Ob The Spectacular Now für Sutter ein ähnlich optimistisches Ende bereit hält, steht bis zum Schluss in den Sternen und soll hier auch nicht verraten werden. Gegen Ende des Filmes fällt zwar ebenfalls ein schönes und überaus lebensbejahendes Zitat:
The best thing about now is that there's another one tomorrow.”
Aber wer spricht diese Worte? Sutter? Und bedeuten diese Worte dann, dass Sutter sein Leben in die richtigen Bahnen lenken konnte? Oder doch Aimee? Geht sie optimistisch in die Zukunft, obwohl sie Sutter vielleicht nicht helfen konnte und die beiden fortan getrennte Wege gehen? Ich kann nur jedem empfehlen, es selbst heraus zu finden, denn The Spectacular Now ist beeindruckendes Independent-Kino und eine wunderbare Mischung aus Coming-of-Age, Drama, Komödie und Romance, gepaart mit einem bezaubernden und mehr als überzeugenden Hauptdarstellerduo.  
 
P.S.: Als kleines Goodie darf ich auf eine Mini-Rolle von Bob Odenkirk, unter Breaking Bad Fans besser bekannt als Saul Goodman, aufmerksam machen. „Better Call Saul!“
P.P.S.: Normalerweise bin ich kein Fan davon, in einer eigenen Film-Review auf eine andere Review zu verlinken, aber da der von mir sehr geschätzte Film-Kritiker Roger Ebert leider im letzten Jahr verstorben ist und eine seiner letzten Kritiken den Film The Spectacular Now behandelte, will ich einmal eine Ausnahme machen, zumal auch diese Kritik äusserst positiv ausgefallen ist und sich somit zu grossen Teilen mit meinen Eindrücken deckt:

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