Zum Blu-Ray Start in Deutschland hier mein Beitrag zu "Godzilla".
Der Film rangierte Ende
letzten Jahres unter meinen absoluten Must-Sees für das Kinojahr 2014. Es gibt
womöglich niemanden, der mich kennt, dem ich nicht ein Ohr abgekaut habe bei
der wiederholten Bekundung, wie grandios der Trailer zum Film ist. Aber ein Trailer kann
noch so toll inszeniert sein - erst im fertigen Film findet man heraus, ob man
mit seinen Vorstellungen auf die Schnauze fällt oder nicht. Ich sag nur
"Transformers", aua aua …
Konnte das Endprodukt der
neusten Verfilmung der japanischen Riesenechse nun meinen ebenfalls turmhohen
Erwartungen gerecht werden?
In der momentanen Flut
der Neuverfilmungen wird alles neu aufgewärmt, was den Studiobossen in der
Vergangenheit auch nur einen einzigen Dollar eingebracht hat. Hierbei ist von
vornherein klar, dass einige Gurken entstehen (z.B. der neue "Turtles"-Film - und
diese Behauptung nehme ich mir heraus, ohne auch nur eine Minute vom fertigen
Film gesehen zu haben) oder auch ganz großartiges Blockbuster-Kino (bspw.
Peter Jackson's "King Kong" - wobei der romantische Riesenaffe laut Gerüchten ja schon
wieder neu aufgelegt werden soll - WTF?).
Der britische Regisseur
Gareth Edwards bekam für die japanische Monsterikone den Zuschlag, da er
bereits mit seinem Erstling "Monsters" im Jahr 2010 die Mehrheit der Genrefreunde
überzeugen konnte. Jedenfalls hab ich das so gelesen – ich gestehe zu meiner
Schande, den Film noch nachholen zu müssen.
Ich könnte nun den inhaltlichen Rahmen von "Godzilla" mit „ROAR! Krach!
Bumm! Schepper!“ umschreiben, ohne dass man mir vorwerfen könnte, wichtige
Details ausgelassen zu haben. Allerdings klingt eine derartige Zusammenfassung
auch reichlich abwertend und das will ich tunlichst vermeiden. Denn um ehrlich
zu sein, war ich vom fertigen Film als alter Godzilla-Fan ausgesprochen angetan,
den ich Anfang Juni auf einer Geschäftsreise in einem kleineren Kölner
Programmkino im englischen Original gesehen habe.
Denkt man an Godzilla-Filme, so gibt es drei Möglichkeiten, die
dem geneigten Filmfan zuerst in den Sinn kommen:
- Der originale "Godzilla" in schwarz-weiß aus dem
Jahr 1954, der damalige Nuklearwaffentests und die frischen japanischen Erinnerungen
an Hiroshima und Nagasaki thematisierte.
"Ich hab mal einen gefangen, der war sooo groß."
- Der unsägliche "Godzilla" von Emmerich aus dem
Jahr 1998, der außer einem großen Bottich Kacke gar nix thematisierte.
Eine Szene, die die Qualität des 1998er Films treffend beschreibt... - Alle japanischen Godzilla-Kaijū-Filme zwischen
1954 und 2004, in denen sich mehrere coole Riesenmonster zu
Unterhaltungszwecken kindgerecht die Grütze aus der Mütze klopfen.
*Plöff*
Zu meiner Erleichterung durfte ich feststellen, dass es sich bei "Godzilla" von 2014 um eine homogene Mischung aus den Punkten 1 und 3 handelt.
Fans des Emmerich-Godzillas – und die soll es wirklich geben
– werfen dem neusten Leinwandauftritt vor, zu wenig Monsteraction in petto zu
haben. Darüber kann ich nur mit dem Kopf schütteln, denn gerade das ist eine
der großen Stärken der aktuellen Verfilmung.
Gareth Edwards hat einen Weg gefunden, den Fokus der
Handlung bis zum Finale hauptsächlich auf die menschlichen Figuren des Films zu
legen (darunter "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston, Kick-Ass Aaron Taylor-Johnson
und Hollywoods Lieblingsjapaner Ken Watanabe) und trotzdem von Minute 1 bis zu
Minute 123 (so lange geht der Film nämlich) nur einen Hauptdarsteller zu haben:
Godzilla himself.
Auch wenn die Riesenechse nicht im Bild ist – und das ist
für einen Großteil des Films der Fall – ist seine Anwesenheit, bzw. die Anwesenheit
der dazugehörigen Bedrohung ständig spürbar. Ich habe mich im Kino an die
Inszenierung von "Der Weiße Hai" erinnert gefühlt und das ist nun wirklich kein
schlechtes Vorbild.
Das Ganze bedeutet nun, dass es lange dauert, bis man
Godzilla in Gänze zu Gesicht bekommt. Wenn es dann aber soweit ist, entschädigt
die aufgebaute Spannung für die Wartezeit – vom fantastischen Finale ganz zu
schweigen, in dem es Monsteraction-mäßig aber mal so richtig rund geht.
Man könnte also sagen, "Godzilla" ist als moderner Effekt-Blockbuster
nichts weiter als „more-of-the-same“. Wer es vor allem auf die Schauwerte
anlegt, wird vermutlich nicht enttäuscht sein – außer man erwartet einen
pausenlosen Effektoverkill oder ein Lens Flare Feuerwerk á la Micheal Bay.
Durch die Fokussierung auf die menschlichen Figuren, deren offenbare Machtlosigkeit gegenüber 100+ Meter hohen Monstern und die Hinauszögerung der finalen Konfrontation bekommt der Film aber eine notwendige Erzählebene, um sich vom typischen CGI-Einheitsbrei abzuheben.
Im Vergleich zu anderen Effektkeilereien gefällt mir deshalb am neuen "Godzilla", dass der Film sich vor den tricktechnisch fantastisch in Szene gesetzten Kampfszenen die Mühe macht, in mich als Zuschauer zu investieren, damit das ganze CGI-Krach-Bumm nicht unbeteiligt an mir vorbei flimmert. Beim einen mag das besser funktionieren, beim anderen weniger – für mich hat es jedenfalls bestens gepasst.
Wie fällt also mein Fazit aus?
Die Story des Films ist angemessen und hat einige
Logiklöcher, die ich aber gutwillig übersehen kann. Die Darsteller machen einen
durchweg akzeptablen Job und klauen Godzi nicht unnötig viel Spotlight - von Aaron
Taylor-Johnson vielleicht mal abgesehen, der die menschliche Hauptrolle spielt
und gerne zwei, drei Emotionen mehr hätte einbauen können, um einigen, für die
Charakterisierung seiner Figur entscheidenden Szenen mehr Dramatik zu
verpassen.
Die Effekte sind klasse - State-Of-The-Art, wenn man so will
- und der Sound war im Kino wirklich großartig, vor allem Godzillas Trademark-Brüller.
Die richtige (sichtbare) Action lässt sich etwas Zeit, was sich aber als guter
Schachzug entpuppt, um dem Showdown umso mehr Spannung und Power zu verpassen.
Ich habe trotz großer Erwartungen das Kino sehr zufrieden
verlassen und freue mich schon darauf, die Tage "Godzilla" via 3D-Blu-Ray erneut zu
sichten.
8/10 Punkte.
Zum Film selbst kann ich leider noch nix sagen, da ich ihn tatsächlich im Kino verpasst habe, und dass obwohl ich den Trailer zwar nicht ganz so euphorisch bewertet habe wie du, ihn aber doch schon sehr geil fand... Aber irgendwie wollte mit mir keiner in den Film rein, die hatten in der Tat alle Angst vor nem weiteren Transformers, das hast du ja auch schon treffend thematisiert in deinem Text... Irgendwie konnt ich mich dann allein auch nicht richtig aufraffen.
AntwortenLöschenUmso mehr freut es mich, dass der Film aber offensichtlich doch mehr zu bieten hat. Ich muss sagen, dass du mir den Film mit deinem Text schon seeehr schmackhaft gemacht hast und ich dementsprechend versuchen werden, ihn mir bald anzugucken!
Was ich bewerten kann, ist dein Text und den fand ich grossartig unterhaltsam :-)
Mein absoluter Lieblingssatz: "...in denen sich mehrere coole Riesenmonster zu Unterhaltungszwecken kindgerecht die Grütze aus der Mütze klopfen." Uhuhuhuuuu :-) Weiter so.
ich fand ihn nicht schlecht, und vermutlich kann man aus nem Godzilla Movie am Ende des Tages auch nicht mehr machen, aber einige Dinge haben mich doch schon sehr gestört.
AntwortenLöschenKen Watanabe war furchtbar schlecht, der Charakter hat von hinten bis vorne keinen Sinn gemacht und ich glaube, Mr Watanabe hat das auch so gesehen, anders ist die Arbeitsverweigerung nicht zu erklären.
Ich fand's auch ein wenig billig, wie sehr sie mit Cranston werben, wenn er am Ende dann doch gerade mal ne Nebenrille hat, während der Hauptdarsteller kaum im Vorfeld zu sehen war (in Trailern und Werbung).
Gute Zusammenfassung (wer bringt am Ende die Leiter!? Das hab ich mich im Kino auch gefragt).
https://www.youtube.com/watch?v=p69Hfx7rUh0
Hallo und Danke für eure Meinungen!
AntwortenLöschenIch stimme Robbi zu. Eventuell ist das einfach das, was man schlussendlich aus der Prämisse "Godzilla" machen kann. Oder vielleicht besser darf.
Ken Watanabe ist natürlich herrlich unterfordert, aber offenbar musste unbedingt ein Quotenjapaner mit an Bord. Wenigstens hat er ein paar amüsante One-Liner und pseuso-philosophische Ansätze zu verteilen. :) Fragwürdiger fand ich da seine Sprechstundenhilfe. Die hat mich an die Art von Frauenrollen erinnert, die Sigourney Weaver in "Galaxy Quest" so schön auf's Korn genommen hat. Ihr wisst schon, die, die immer nur wiederholt, was der Computer oder der Captain sagen und sonst keine andere Aufgabe hat.
Bryan Cranston's Rolle fand ich hingegen gar nicht so klein, wie sie sich in Sachen Screentime widerspiegelt, weswegen ich es auch nicht verwerflich finde, mit ihm zu werben. Seine Figur hat schon eine Auswirkung auf die grundlegende Motivation anderer Protagonisten. Dass Aaron-Taylor Johnson dann damit nichts anzufangen weiß ist eben schade, aber verschmerzbar.
Übrigens stecken in dem Film natürlich viele Logiklöcher, aber meiner Meinung nach nicht so viele, wie das Youtube-Video suggeriert. Dreiviertel davon monitert Klischees und vom Rest kann ich für mich selbst die Hälfte auch entkräften. Richtig fiese Logik- oder FIlmfehler sind mir nur zwei oder drei aufgefallen und das ist für einen Godzilla-Film eine ganz gute Quote, finde ich. Es moniert ja komischerweise auch keiner, dass es im Film um ein über hundert Meter hohes Raubtier geht. Das allein ist ja schon der Gipfel. Und wenn man als Zuschauer mit sowas zurecht kommt und das akzeptiert, dann sind die restlichen Logikprobleme nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wie ich finde. :)