Regisseur Stephen
Frears ist mit High
Fidelity, einer Literaturverfilmung aus dem Jahr 2000 des gleichnamigen Buches
von Nick Hornby, ein einzigartiges und sympathisches Stück Filmgeschichte
gelungen. Soviel kann ich, ohne das Buch gelesen zu haben und ohne bereits
jetzt zu viel verraten zu wollen, mit Fug und Recht behaupten. Dass der Film
nahezu jedem, mit dem ich mich bisher darüber unterhalten habe, wirklich sehr
gut gefällt, ist einer Kombination unterschiedlicher Gründe geschuldet, die ich
im Folgenden in bester High Fidelity Manier in Form einer Top 5 Liste
präsentieren möchte. Hier also ohne grosse Umschweife die aus meiner Sicht „Top
5 Gründe High Fidelity zu lieben“:
5. John Cusack in der Rolle des Rob Gordon
„Sympathischer, leicht verpeilter Kumpeltyp Mitte 30 mit
Beziehungsproblemen steckt in Lebenskrise.“ So oder ähnlich hätte das
Stelleninserat für die Rolle des Rob Gordon lauten können und ich muss ehrlich
gestehen, dass ich mir keinen Schauspieler vorstellen kann, der die Rolle
besser hätte verkörpern können, als John Cusack. Mit seinem Dackelblick zieht
er den Zuschauer schnell auf seine Seite, Frauen dürften ihn in der einen oder
anderen Situation bemitleiden und möchten ihn wohl mehr als einmal in den Arm
nehmen, Männer hingegen würden sicherlich gerne einmal ein paar Bierchen mit
ihm trinken und dabei über Gott und die Welt (und vielleicht auch
Ex-Freundinnen) quatschen. Man hofft einfach, dass es gut für ihn ausgeht und
er irgendwie noch die Kurve in all dem Chaos kriegt. In einem leider Gottes
wahrscheinlich viel zu früh produzierten Remake im Jahr 2020 dürfte die Rolle
des Rob Gordon auf jeden Fall genau so schwer neu zu besetzen sein, wie jene
von Kevin Bacon im leider bereits gedrehten, aber ebenfalls völlig sinnlosen
Remake von Footlose... John Cusack ist für mich Rob Gordon. Basta.
4. Die Top 5 Listen
Die wichtigste Top 5 Liste des Films ist sicherlich Rob’s „Top 5
most memorable breakups“. Diese bestimmt zu grossen Teilen die Handlung des
Films, denn nachdem seine Freundin Laura sich von ihm getrennt hat, beschliesst
Rob, seine Ex-Freundinnen aufzusuchen um nachzuforschen, was in den jeweiligen
Beziehungen falsch lief. Aber auch sonst ist der Film gespickt mit lustigen und
interessanten Top 5 Listen, von denen die meisten einen direkten Bezug zur
Musik haben. Hier eine Auswahl:
„Top 5 songs about death“
„Top 5 songs to play on a monday morning”
„Top 5 dream jobs“
„Top 5 side ones, track ones“
„Top 5 things Rob misses about Laura“
„Top 5 musical crimes perpetrated by
Stevie Wonder in the '80s and '90s. Sub-question: Is it in fact unfair to criticize
a formerly great artist for his latter day sins, is it better to burn out or
fade away?“
3. Der ständige Durchbruch der vierten Wand
Bei High Fidelity ist der Zuschauer in der Tat „mittendrin statt nur
dabei“. Mehrere Male richtet sich die Hauptperson durch die Kamera direkt an
den Zuschauer. Rob Gordon erzählt uns zu Hause auf dem Sofa oder im Kinosessel
dabei seine ganz persönliche Geschichte, als ob wir ein guter Kumpel wären, dem
er seine Probleme klagen kann. Was unerfahrene Kinogänger zu Beginn vielleicht
ein bisschen überfordern oder vor den Kopf stossen könnte, wird mit zunehmender
Dauer des Films und mit jedem neuen Durchbruch schnell Normalität und erzeugt
eine Nähe und Identifikation mit dem Hauptcharakter, die in dieser Art und Weise
selten in Filmen erreicht wird. Natürlich ist das Durchbrechen der vierten Wand
schon in vielen anderen Filmen als Stilmittel benutzt worden (ich denke hier
beispielsweise an Funny Games, Die fabelhafte Welt der Amelie, Annie Hall oder
in jüngerer Vergangenheit an die Serie House of Cards), meistens jedoch nur in
einzelnen Szenen und nicht in dem Ausmass und mit der beabsichtigten Wirkung wie
in High Fidelity.
2. Barry (und seine Band, die Sonic Death Monkeys)
Jack Black spielt Barry, einen von zwei „allwissenden“ Mitarbeitern
in Rob’s Plattengeschäft. Zynisch, arrogant und saukomisch lässt er jeden, der
weniger von Musik versteht als er selbst (also praktisch alle), seine
gottgegebene Überlegenheit spüren und punktet in mehr als einer der bereits
angesprochenen Top 5 Listen mit unschlagbarem Fachwissen. Auch Rob selbst
bekommt das ein oder andere Mal von Barry die Meinung gesagt, denn dieser lässt
in Sachen Musik keine zweite Meinung zu. Als Rob beispielsweise Smells Like
Teen Spirit in eine seiner Top 5 Listen aufnehmen möchte, platzt Barry höchst
unterhaltsam der Kragen: „Oh, that's not obvious
enough Rob. How about
the Beatles? Or fucking... fucking Beethoven? Side one, Track one of the Fifth
Symphony... How can someone with no interest in music own a record store?“
Ein weiteres Highlight sind die Diskussionen zwischen Rob und Barry um
die Sonic Death Monkeys. Eine Band, bei denen Barry als Leadsänger fungiert und
die Rob aufgrund des Bandnamens und Barry’s Charakter durchaus Angst einjagt. Rob
(und auch der Zuschauer selbst) muss oder darf jedoch sehr lange warten, bis
Jack Black schliesslich hinter das Mikrofon tritt, allerdings kann ich hiermit
versprechen, dass das Warten sich lohnt.
1. Der Soundtrack
Ganz klar, ein Film über einen Plattenladenbesitzer und weitere
Musiknerds braucht einen ungewöhnlichen, vielseitigen und schlicht und
ergreifend überragenden Soundtrack. Und obwohl ich Galaxien davon entfernt bin,
die hellste Birne im Musikgeschäft zu sein, so erkenne auch ich einen guten und
vor allem zum Film passenden Soundtrack, wenn ich ihn höre. Auch die vielen
Lieder, die einfach nur in den unzähligen Top 5 Listen aufgezählt werden, und
von denen ich leider nur wenig Ahnung habe, dürften wahren Musikkennern
sicherlich Freude bereiten. Auf imdb findet sich für den interessierten Kenner eine
vollständige Liste aller Songs:
http://www.imdb.com/title/tt0146882/soundtrack
http://www.imdb.com/title/tt0146882/soundtrack
Und wenn wir schon beim Soundtrack sind, dann passt hier vielleicht zum
Abschluss auch noch eines meiner Lieblingszitate des gesamten Filmes: „Did I listen to pop music because I was miserable? Or was I miserable because I
listened to pop music?“
Fazit: High Fidelity ist eine wunderbare, ungewöhnliche und
leichtfüssige Beziehungskomödie mit durchaus ernsten Grundtönen, die man
wirklich jeder und jedem nur wärmstens empfehlen kann. Ganz speziell aber
werden hier sicherlich musikaffine Kinogänger und Fans von Jack Black und/oder
John Cusack ihren Spass haben.
Haha, gute Wahl, guter Film, gute Zussamenfassung: Ein paar (nicht ganz ernst gemeinte) Anmerkungen:
AntwortenLöschenZu 5.: Er passt natuerlich auf die Rolle echt gut, aber ich koennte mir da echt auch nen Ed Norton gut vorstellen. Nicht nur, weil sie die gleiche deutsche Synchronstimme haben. Ich finde, Ed Norton haette den "Typ" auch gut hinbekommen.
Unabhaengig davon konnte ich mich mit dem Charakter Anfang 20 besser identifizieren als jetzt mit Anfang 30. Weiss nicht, ob's bloss an mir liegt, aber irgendwie ist mir der Typ heute zu "angsty" und ich wuerde ihn am liebsten schuetteln und sagen: sei nicht so ne verdammte Pfeife!
4. Haette ich persoenlich durch Tim Robbins ersetzt.
3. Wayne's World! Spaceballs! Fightclub! Und einer meiner Lieblingsfilme: Kuffs!
2. Heissen die jetzt nicht Kathleen Turner Overdrive?
Du hast völlig recht, Ed Norton wär ne gute Alternative gewesen, aber John Cusack bleibt meine Nummer 1 :-)
AntwortenLöschenIch hätte wegen Tim Robbins übrigens fast ne Top 6 draus gemacht, hab mich dann aber dagegen entschieden, natürlich auch grossartig, die Szenen mit ihm!!
Ja, die Sonic Death Monkeys nennen sich dann am Schluss ja um. Auch ein richtig cooles Zitat von Barry: "Uh Rob, thank you for the enthusiastic intro but we are no longer called Sonic Death Monkey. We're on the verge of being Kathleen Turner Overdrive, but this evening we will be known as Barry Jive and the Uptown Five."
Ich weiss nicht, welchen der 3 Namen ich am coolsten finde ;-)