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Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die Top 5 Gründe High Fidelity zu lieben




Regisseur Stephen Frears ist mit High Fidelity, einer Literaturverfilmung aus dem Jahr 2000 des gleichnamigen Buches von Nick Hornby, ein einzigartiges und sympathisches Stück Filmgeschichte gelungen. Soviel kann ich, ohne das Buch gelesen zu haben und ohne bereits jetzt zu viel verraten zu wollen, mit Fug und Recht behaupten. Dass der Film nahezu jedem, mit dem ich mich bisher darüber unterhalten habe, wirklich sehr gut gefällt, ist einer Kombination unterschiedlicher Gründe geschuldet, die ich im Folgenden in bester High Fidelity Manier in Form einer Top 5 Liste präsentieren möchte. Hier also ohne grosse Umschweife die aus meiner Sicht „Top 5 Gründe High Fidelity zu lieben“:

5. John Cusack in der Rolle des Rob Gordon

„Sympathischer, leicht verpeilter Kumpeltyp Mitte 30 mit Beziehungsproblemen steckt in Lebenskrise.“ So oder ähnlich hätte das Stelleninserat für die Rolle des Rob Gordon lauten können und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir keinen Schauspieler vorstellen kann, der die Rolle besser hätte verkörpern können, als John Cusack. Mit seinem Dackelblick zieht er den Zuschauer schnell auf seine Seite, Frauen dürften ihn in der einen oder anderen Situation bemitleiden und möchten ihn wohl mehr als einmal in den Arm nehmen, Männer hingegen würden sicherlich gerne einmal ein paar Bierchen mit ihm trinken und dabei über Gott und die Welt (und vielleicht auch Ex-Freundinnen) quatschen. Man hofft einfach, dass es gut für ihn ausgeht und er irgendwie noch die Kurve in all dem Chaos kriegt. In einem leider Gottes wahrscheinlich viel zu früh produzierten Remake im Jahr 2020 dürfte die Rolle des Rob Gordon auf jeden Fall genau so schwer neu zu besetzen sein, wie jene von Kevin Bacon im leider bereits gedrehten, aber ebenfalls völlig sinnlosen Remake von Footlose... John Cusack ist für mich Rob Gordon. Basta.

4. Die Top 5 Listen

Die wichtigste Top 5 Liste des Films ist sicherlich Rob’s „Top 5 most memorable breakups“. Diese bestimmt zu grossen Teilen die Handlung des Films, denn nachdem seine Freundin Laura sich von ihm getrennt hat, beschliesst Rob, seine Ex-Freundinnen aufzusuchen um nachzuforschen, was in den jeweiligen Beziehungen falsch lief. Aber auch sonst ist der Film gespickt mit lustigen und interessanten Top 5 Listen, von denen die meisten einen direkten Bezug zur Musik haben. Hier eine Auswahl:


„Top 5 songs about death“
Top 5 songs to play on a monday morning”
Top 5 dream jobs
Top 5 side ones, track ones
„Top 5 things Rob misses about Laura“
„Top 5 musical crimes perpetrated by Stevie Wonder in the '80s and '90s. Sub-question: Is it in fact unfair to criticize a formerly great artist for his latter day sins, is it better to burn out or fade away?“


3. Der ständige Durchbruch der vierten Wand

Bei High Fidelity ist der Zuschauer in der Tat „mittendrin statt nur dabei“. Mehrere Male richtet sich die Hauptperson durch die Kamera direkt an den Zuschauer. Rob Gordon erzählt uns zu Hause auf dem Sofa oder im Kinosessel dabei seine ganz persönliche Geschichte, als ob wir ein guter Kumpel wären, dem er seine Probleme klagen kann. Was unerfahrene Kinogänger zu Beginn vielleicht ein bisschen überfordern oder vor den Kopf stossen könnte, wird mit zunehmender Dauer des Films und mit jedem neuen Durchbruch schnell Normalität und erzeugt eine Nähe und Identifikation mit dem Hauptcharakter, die in dieser Art und Weise selten in Filmen erreicht wird. Natürlich ist das Durchbrechen der vierten Wand schon in vielen anderen Filmen als Stilmittel benutzt worden (ich denke hier beispielsweise an Funny Games, Die fabelhafte Welt der Amelie, Annie Hall oder in jüngerer Vergangenheit an die Serie House of Cards), meistens jedoch nur in einzelnen Szenen und nicht in dem Ausmass und mit der beabsichtigten Wirkung wie in High Fidelity.

2. Barry (und seine Band, die Sonic Death Monkeys)

Jack Black spielt Barry, einen von zwei „allwissenden“ Mitarbeitern in Rob’s Plattengeschäft. Zynisch, arrogant und saukomisch lässt er jeden, der weniger von Musik versteht als er selbst (also praktisch alle), seine gottgegebene Überlegenheit spüren und punktet in mehr als einer der bereits angesprochenen Top 5 Listen mit unschlagbarem Fachwissen. Auch Rob selbst bekommt das ein oder andere Mal von Barry die Meinung gesagt, denn dieser lässt in Sachen Musik keine zweite Meinung zu. Als Rob beispielsweise Smells Like Teen Spirit in eine seiner Top 5 Listen aufnehmen möchte, platzt Barry höchst unterhaltsam der Kragen: „Oh, that's not obvious enough Rob. How about the Beatles? Or fucking... fucking Beethoven? Side one, Track one of the Fifth Symphony... How can someone with no interest in music own a record store?

Ein weiteres Highlight sind die Diskussionen zwischen Rob und Barry um die Sonic Death Monkeys. Eine Band, bei denen Barry als Leadsänger fungiert und die Rob aufgrund des Bandnamens und Barry’s Charakter durchaus Angst einjagt. Rob (und auch der Zuschauer selbst) muss oder darf jedoch sehr lange warten, bis Jack Black schliesslich hinter das Mikrofon tritt, allerdings kann ich hiermit versprechen, dass das Warten sich lohnt.

1. Der Soundtrack

Ganz klar, ein Film über einen Plattenladenbesitzer und weitere Musiknerds braucht einen ungewöhnlichen, vielseitigen und schlicht und ergreifend überragenden Soundtrack. Und obwohl ich Galaxien davon entfernt bin, die hellste Birne im Musikgeschäft zu sein, so erkenne auch ich einen guten und vor allem zum Film passenden Soundtrack, wenn ich ihn höre. Auch die vielen Lieder, die einfach nur in den unzähligen Top 5 Listen aufgezählt werden, und von denen ich leider nur wenig Ahnung habe, dürften wahren Musikkennern sicherlich Freude bereiten. Auf imdb findet sich für den interessierten Kenner eine vollständige Liste aller Songs:

http://www.imdb.com/title/tt0146882/soundtrack

Und wenn wir schon beim Soundtrack sind, dann passt hier vielleicht zum Abschluss auch noch eines meiner Lieblingszitate des gesamten Filmes: „Did I listen to pop music because I was miserable? Or was I miserable because I listened to pop music?

Fazit: High Fidelity ist eine wunderbare, ungewöhnliche und leichtfüssige Beziehungskomödie mit durchaus ernsten Grundtönen, die man wirklich jeder und jedem nur wärmstens empfehlen kann. Ganz speziell aber werden hier sicherlich musikaffine Kinogänger und Fans von Jack Black und/oder John Cusack ihren Spass haben.

Persönliche Bewertung: 5 von 5 Schallplatten für dieses ausserordentliche Schmuckstück.

2 Kommentare:

  1. Haha, gute Wahl, guter Film, gute Zussamenfassung: Ein paar (nicht ganz ernst gemeinte) Anmerkungen:
    Zu 5.: Er passt natuerlich auf die Rolle echt gut, aber ich koennte mir da echt auch nen Ed Norton gut vorstellen. Nicht nur, weil sie die gleiche deutsche Synchronstimme haben. Ich finde, Ed Norton haette den "Typ" auch gut hinbekommen.

    Unabhaengig davon konnte ich mich mit dem Charakter Anfang 20 besser identifizieren als jetzt mit Anfang 30. Weiss nicht, ob's bloss an mir liegt, aber irgendwie ist mir der Typ heute zu "angsty" und ich wuerde ihn am liebsten schuetteln und sagen: sei nicht so ne verdammte Pfeife!

    4. Haette ich persoenlich durch Tim Robbins ersetzt.

    3. Wayne's World! Spaceballs! Fightclub! Und einer meiner Lieblingsfilme: Kuffs!

    2. Heissen die jetzt nicht Kathleen Turner Overdrive?

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  2. Du hast völlig recht, Ed Norton wär ne gute Alternative gewesen, aber John Cusack bleibt meine Nummer 1 :-)

    Ich hätte wegen Tim Robbins übrigens fast ne Top 6 draus gemacht, hab mich dann aber dagegen entschieden, natürlich auch grossartig, die Szenen mit ihm!!

    Ja, die Sonic Death Monkeys nennen sich dann am Schluss ja um. Auch ein richtig cooles Zitat von Barry: "Uh Rob, thank you for the enthusiastic intro but we are no longer called Sonic Death Monkey. We're on the verge of being Kathleen Turner Overdrive, but this evening we will be known as Barry Jive and the Uptown Five."

    Ich weiss nicht, welchen der 3 Namen ich am coolsten finde ;-)

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